Ausgebrannt - diese Beurteilung steht immer häufiger am Ende eines Prozesses, der zur fast völligen geistigen, psychischen und physischen Erschöpfung geführt hat. Im Rahmen der westlichen Medizin werden verschiedenste Symptome herangezogen, um das ,Burnout-Syndrom' eingrenzend zu beschreiben. Eine allgemeingültige Diagnose konnte aber bislang wegen der individuellen und oft diffusen Beschwerden nicht definiert werden. Es gibt unter Medizinern unterschiedliche Auffassungen darüber, ob dies überhaupt möglich ist.

Symptome

Meist wird zuerst eine anhaltend hohe Belastung wahrgenommen. Dies kann permanenter Stress im Beruf, zu Hause oder in der Ausbildung sein. Das Abschalten dauert immer länger und die Freizeit reicht zur Regeneration nicht mehr aus, die Energiereserven erschöpfen sich. Es kommt u.a. zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Zittern, somatischen Beschwerden wie Ess- und/oder Magen-Darm-Störungen, Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen oder ständigen Infekten. Permanente Müdigkeits- und Erschöpfungsempfindungen beeinträchtigen die Emotionen. Körperliche und psychische Anspannung werden immer präsenter, Depressionen und Angstzustände können auftreten.

Ursachen

In der öffentlichen Diskussion über die Entstehung eines ,Burnouts' wird übermäßiger Stress, meist am Arbeitsplatz, zuerst genannt. Das mag in vielen Fällen zutreffen, ist aber oft nur die halbe Wahrheit. Auch schlechte Ernährung, Alkohol, Drogen, übermäßiges Telefonieren, häufiges Herumreisen, Fernsehen, langes Sitzen am Computer, psychische Probleme oder ausschließlich flüchtige Sozialkontakte können die Entstehung des ,Burnout-Syndroms' begünstigen.


Gestörte Energieversorgung

Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin handelt es sich beim ,Burnout-Syndrom' um einen ungleichmäßigen Energiefluss, der wieder ausgeglichen werden sollte. Er kann z. Bsp. durch erschöpfte Energiereserven entstehen, so dass die eigentlich vorhandene Energie nur unzureichend verteilt wird, oder durch falsche Ernährung (Anstauung von Pathogenen). Ziel der Behandlung ist es, Anstauungen bzw. Blockaden zu beseitigen und/oder die Energiereserven wieder aufzufüllen.

Energiekreislauf

Wer körperlich, geistig oder emotional aktiv war, hat Energie verbraucht. Hunger und Müdigkeit bis hin zu einem Gefühl der Erschöpfung signalisieren den Bedarf an Nahrung und Erholung. Wird er bald gedeckt, steigt die gesunkene Leistungsbereitschaft wieder an. Bei diesem Rhythmus spielen Quantität und Qualität eine wichtige Rolle.

Rhythmus

Auf Anspannung folgt Entspannung. Umgekehrt folgt auf Entspannung Anspannung. Das lässt sich leicht überall in der Natur beobachten. Beim Menschen wird dieser Kreislauf durch seine Konstitution und Kondition ebenso beeinflusst wie durch die Notwendigkeit, zu essen und zu schlafen.

Quantität

Zu viel, angemessen, zu wenig - diese Einteilung lässt sich sowohl auf unsere körperlichen, geistigen und psychischen Aktivitäten anwenden, als auch auf Essen und Schlafen. Zu viel Aktivität kann auf Dauer den Körper überfordern, er braucht immer länger, um zu regenerieren, irgendwann schafft er es gar nicht mehr und ,bricht zusammen'. Zu wenig Aktivität, vor allem körperliche, kann zu Störungen führen (z. Bsp. Übergewicht, Bluthochdruck, Unzufriedenheit), was wiederum zu einer psychischen Belastung werden kann. Zu viel an Emotionen wie Angst, Zorn, Leid oder Schuldgefühl können die Psyche so stark belasten, dass eine positive Zuwendung zu sich selbst und zu anderen immer schwächer und seltener wird, Gleichgültigkeit kann entstehen. Zu wenig an Emotionen wie Zuwendung, Vertrauen oder Akzeptanz können zu Distanzierung und Einsamkeitsempfinden führen. Zu viel Nahrungsaufnahme kann die Verdauung nachhaltig stören, es kann zu Stauungen kommen, die zum Beispiel Magen-Darm-Probleme zur Folge haben und langfristig andere Krankheiten fördern. Zu wenig oder zu einseitiges Essen kann zu Mangelerscheinungen führen. In beiden Fällen gerät der Energiehaushalt aus dem Gleichgewicht und reduziert die Leistungsfähigkeit. Zu viel Schlaf fördert nach aktuellen Untersuchungen die Leistungsfähigkeit genauso wenig wie zu wenig Schlaf.

Qualität

Abwechslungsreiche und herausfordernde Aufgaben beanspruchen in der Regel gleichermaßen Körper, Geist und Psyche. Werden sie zu komplex, wird die Bewältigung immer schwieriger und anstrengender - bis nicht mehr leistbar. Zu große Eintönigkeit hingegen kann Energien anstauen. Oberflächliche Emotionen machen es schwierig, notwendige Bindungen aufzubauen. Sehr starke Emotionen können Bindungsabhängigkeiten schaffen und notwendige Distanz erschweren. Beim Essen bietet vielfältige Kost dem Körper ein breiteres Spektrum an Nährstoffen als eintönige. Frisches Obst, Gemüse und Getreide sind bekömmlicher als fette Fleischspeisen. Schlaf ist am erholsamsten, wenn er regelmäßig und ungestört von Unterbrechungen, vollem Magen oder erhöhtem Alkoholgenuss erfolgt.


TCM und 'Burnout'

Die Chinesische Medizin zielt darauf ab, entstandene Störungen (Krankheiten) im Körper durch das Beseitigen von Ungleichgewichten zu beheben. Liegt ein Stau oder ein Übergewicht vor, so muss dies abgebaut, bei einem Mangel (Untergewicht) muss gestärkt werden. Erst wenn ein Gleichgewicht unter den Körperfunktionen herrscht, können die Körpersäfte (wie z .Bsp. Blut oder Lymphflüssigkeit) optimal fließen, d.h., ihre nährende und gleichzeitig reinigende Aufgabe richtig erfüllen. Es ist deshalb vor der Behandlung unerlässlich, eine genaue (chinesische) Diagnose durchzuführen. Das ,Burnout-Syndrom' beruht auf einer massiven Störung des Energiehaushaltes von Körper, Geist und Seele (bzw. Emotionen). Es geht also nicht nur um die Harmonisierung weniger Störfelder, sondern um eine weitreichende Tarierung des ganzen Organismus. Da die Chinesische Medizin im Gegensatz zur westlichen Medizin immer auf den ganzen Organismus bezogen ist, kann durch sie wertvolle Unterstützung bei der Behandlung geleistet werden. Entscheidend für den Erfolg ist, in welchem Maße der Energiehaushalt des Körpers bereits geschädigt wurde.

Lebenspflege (Yangsheng*)

Die aktuelle öffentliche Diskussion über das ,Burnout-Syndrom' zeigt unmissverständlich, dass die Kontrolle über das eigene Leben verloren gehen kann, wenn man es nicht bewusst pflegt. Schlaf, Nahrung und Bedürfnisse sollten das richtige Maß und die richtige Qualität haben. Auftretende Symptome, wie sie für das ,Burnout-Syndrom' genannt werden, sollten frühzeitig ärztlich abgeklärt werden, um eine dauerhafte gesundheitliche Schädigung zu vermeiden.



*Yangsheng bedeutet u.a Pflege von Gesundheit, Lebenseinstellung und Lebensführung


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